vonChristian Ihle 21.09.2016

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Das Reeperbahnfestival hat sich zur traditionellen Herbst-Show der Musikszene entwickelt und setzt wie jedes Jahr darauf, eher neue Acts im richtigen Rahmen (meint: kleinen Clubs) vorzustellen statt sie auf Festivalbühnen an einem Samstag nachmittag zu verheizen.
Einige Tipps für das diesjährige Festivalprogramm:

Gurr

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Berliner Girlpunkband, auf die auch schon der renommierte US-Blog Stereogum aufmerksam geworden ist, was – nun ja – deutschen Gitarrenbands fast nie gelingt. Wenig verwunderlich demnach, dass Gurr so gar nicht nach Deutschland oder Berlin klingen, sondern mehr Lo-Fi-Pop spielen, wie wir ihn in den seligen Hochzeiten von Best Coast et al lieben gelernt haben.

Fast Welt Weit

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Das Reeperbahnfestival besteht nicht nur aus Konzerten, sondern auch aus popkulturellen Lesungen und einem nun deutlich ausgeweiteten Filmprogramm. Das große Highlight für das Popblog: “Fast Welt Weit”, eine Dokumentation über die legendäre Bad-Salzuflen-Szene, der, wenn man so will, Geburtswiege der späteren Hamburger Schule um Distelmeyer, Spilker, Begemann und Bernadette La Hengst, die alle auf den Kassetten von Fast Weltweit ihren ersten Auftritt hatten. Besonders gespannt sind wir aber darauf, mehr über die große verlorene deutsche Gitarrenband der 80er zu erfahren: whatever happened to Michael Girkes “Jetzt!”, einer Band die Songs hatte, die größer waren als es die Elbphilharmonie je sein wird, aber es nicht einmal zu einem einzigen Album gebracht haben. Dennoch: “Kommst Du mit in den Alltag”, “8 Stunden sind kein Tag”, “Das Dorf am Ende der Welt” und natürlich “Die deutsche Musik ist tot” hätten dieses Land zu einem besseren machen sollen.

Oum Shatt

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Eine der besten Platten des Jahres haben Oum Shatt, das gemeinsame Projekt von Jonas Poppe (Kissogram, Sitcom Warriors) und Chris Imler (Chris Imler), veröffentlicht. Mit ihrer sehr eigenen Mischung aus dem Post-Punk-Minimalismus der frühen The Cure und arabischen Psych-Rock ist Oum Shatt tatsächlich gelungen, Songs zu schreiben, die komplett eigen klingen und dennoch sofort ungemein vertraut wirken. Ein Pflichttermin!

Crack Ignaz

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Der Salzburger Crack Ignaz (schon einer der besten Namen im deutschen Hip-Hop!) ist uns vor drei Jahren mit “Herbert Prohaska” aufgefallen, dem vielleicht besten Song über einen Fußballer in diesem Jahrtausend. Crack Ignaz rappt in österreichischem Dialekt, was nicht nur äußerst erfrischend klingt, sondern in seiner dem Österreichischen nun mal eigenen Schlurfigkeit deutlich besser passt als es Hochdeutsch jemals könnte. In der Zwischenzeit ist Crack Ignaz ein Star im eigenen Land und hat spätestens seit seiner Kollaboration mit LGooney auch in Deutschland den Durchbruch geschafft.

L.A. Salami

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Klingt total albern, ist es aber nicht, denn der Brite heißt tatsächlich mit richtigem Namen Lookman Adekunle Salami. Sein gerade erschienenes Debütalbum ist ein ausladendes Werk mit 15 Tracks, das zwischen Blues, Folk, Punk und Storytelling hin- und herschwankt und dabei eine angenehme Rauheit behält, etwas sehr Ungekünsteltes. Als würde Jack White die verlorene Folkblueslegende Rodriguez produzieren!

Damaged Goods – 150 Einträge zur Punkgeschichte

Frisch auf dem Buchtisch des Popblog ist “Damaged Goods” gelandet, ein Reader zur Punkgeschichte. 150 Geschichten zu Punksongs, aus sehr persönlicher Perspektive aufgeschrieben von großen Subkulturnamen wie Klaus Walter, Linus Volkmann, Hendrik Otremba, Simon Reynolds, Kerstin Grether, Frank Witzel und Hans Nieswandt um nur einige zu nennen. Auf die dazugehörige Lesung/Diskussion unter anderem mit Linus Volkmann sind wir schon gespannt.

Ray’s Reeperbahn Revue mit Ray Cokes

Die Pflichtveranstaltung zum Beginn eines jeden Tages ist und bleibt Ray Cokes Mischung aus Stand Up und Musik-Showcase, das einen die Tränen der Erinnerung in die Augen treibt, wenn man daran denkt, dass es in den guten alten Zeiten von MTV (ja, die gab’s wirklich) so etwas wie “Ray Cokes Most Wanted” tatsächlich einmal im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Abgesehen vom Vergüngen, das ein Wiedersehen mit Zeremonienmeister Cokes eh bereitet, ist die Revue übrigens auch gut geeignet, neue Bands zu entdecken, die Ray selbst auswählt und einlädt.

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